Mann im Rollstuhl hat mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung vorgesorgt, daher ist er nun finanziell abgesichert. © Adobe Stock | Jenny Sturm

Berufsunfähigkeitsversicherung: Definition, Voraussetzungen, Laufzeit & mehr

Kann man nicht mehr arbeiten – z.B. aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit – kann man in große finanzielle Schwierigkeiten kommen. Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist die klügste Absicherung gegen so eine Situation. Allerdings ist sie recht teuer. Lesen Sie hier, welche Vor- und Nachteile sie hat, was bei Vorerkrankungen zu beachten ist und mehr.

Was ist die Berufsunfähigkeitsversicherung?


‌Die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU-Versicherung) zahlt, wenn man langfristig nicht mehr arbeiten kann. Der Grund für die Unfähigkeit, dem Beruf nachzugehen, muss ein gesundheitlicher sein. Also ein Unfall, eine Krankheit oder ein anderes Vorkommnis, das einem physisch oder psychisch die Berufsausübung unmöglich macht.
Hinweis:
Die BU-Versicherung kann erst leisten, nachdem ein Antrag erfolgreich gestellt wurde. Dafür gibt es einige Voraussetzungen zu erfüllen. Unter anderem braucht es ein ärztliches Gutachten.

Wann ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?


‌Sinn macht die Berufsunfähigkeitsversicherung für jene Personen, die ihren Lebensunterhalt mit ihrem eigenen Einkommen bestreiten. Fallen sie aufgrund gesundheitlicher Probleme für längere Zeit aus, kann das ihre Existenz gefährden, wenn sie finanziell nicht auf andere Weise (z.B. durch Rücklagen, eine Erbschaft o.a.) abgesichert sind. 

‌Die staatliche Absicherung – die Erwerbsunfähigkeitsrente – allein ist überhaupt nicht ausreichend, um das Leben damit finanzieren zu können. 

‌Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist im Vergleich zur Erwerbsunfähigkeitsversicherung teuer. Dafür umfasst sie aber mehr Versicherungsleistungen als die Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Unter bestimmten Umständen bekommt man auch gar keine Berufsunfähigkeitsversicherung. 

‌Lesen Sie hier mehr zu den Unterschieden zwischen Erwerbsunfähigkeits- und Berufsunfähigkeitsversicherung.

Was muss ich bei Vorerkrankungen beachten?


‌Ob man mit einer Vorerkrankung noch eine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, hängt davon ab, wann genau die Vorerkrankung eingetreten ist. Das Versicherungsunternehmen verlangt bei der Antragstellung Angaben zur Gesundheit des Antragsstellers für einen bestimmten Zeitraum in der Vergangenheit. 

‌Ist die Krankheit innerhalb dieses Zeitraums eingetreten, gibt es keine Versicherung. Hat sie vor diesem Zeitraum angefangen, ist eine BU-Versicherung möglich, mitunter jedoch mit Zuschlägen. Die große Anzahl an Fragen vom Versicherungsunternehmen sollten jedenfalls wahrheitsgetreu beantwortet werden. 

‌Abgefragt werden verschiedene Fragen zur eigenen gesundheitlichen Verfasstheit, sowohl zurzeit des Antrags als auch in der Vergangenheit. Die Gesundheitsfragen umfassen die Themen Operationen, Störungen, Medikamenteneinnahme, Infektionen und andere.
Achtung:
Ehrliche Angaben zur Gesundheitsfrage sind Voraussetzung für die Leistung der Versicherung. Findet die Versicherung heraus, dass z.B. eine Krankheit vorliegt, dazu jedoch keine Angabe gemacht wurde, braucht sie grundsätzlich nicht zu leisten.

Welche Ursachen gibt es für Berufsunfähigkeit?


‌Berufsunfähig ist man, wenn man dem Beruf für mindestens 6 Monate nicht mehr nachgehen kann. Eine weitere Spezifikation: Man darf nicht mehr als 50% der Arbeitsleistung erbringen können, um als berufsunfähig zu gelten.
Hinweis:
Nicht nur körperliche Unfälle oder Beschwerden können zur Berufsunfähigkeit führen. Auch psychische Probleme können sie begründen. Zum Beispiel eine Angststörung, Schizophrenie, eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) etc.

Wer entscheidet über Berufsunfähigkeit?


‌Die Entscheidung darüber, ob jemand als berufsunfähig oder nicht eingestuft wird, entscheiden Ärzt:innen. Für einen erfolgreichen Antrag ist demnach ein ärztliches Attest erforderlich, aus dem die Berufsunfähigkeit der betreffenden Person hervorgeht. 

‌Auch das Versicherungsunternehmen kann Ärzt:innen engagieren, um „separat“ den Gesundheitszustand zu prüfen. Entweder von Vorneherein oder wenn Zweifel bestehen.

Wann leistet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?


‌Kann man den Beruf nicht mehr in einem Ausmaß von über 50% ausüben und das über 6 Monate, dann kann man sich berufsunfähig melden.
Beispiel:
Mario sieht bei einem Hausbrand einige Menschen sterben und kommt dabei fast selbst ums Leben. Durch das traumatische Ereignis leidet er an einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS).

Er kann seinen Beruf als Dachdecker für voraussichtlich die nächsten 6 Monate nicht mehr ausüben, da die psychische Belastung ein sehr starkes Ausmaß hat.

Ein Arzt diagnostiziert ihm die Berufsunfähigkeit. Da er bereits eine Berufsunfähigkeitsversicherung hat, zahlt diese für ihn fortan eine Rente in einer bestimmten Höhe. Kann Mario irgendwann in seinem Beruf wieder arbeiten, bekommt er seine BU-Rente bis zur in der Police abgemachten Leistungsdauer trotzdem. Aber nur, wenn er ins Berufsleben nicht wieder eintritt. Er bekommt die Rente auch dann, wenn er auch einen anderen Beruf ausüben könnte.

Wie lange soll eine Berufsunfähigkeitsversicherung gehen?


‌Sinnvoll ist eine Laufzeit bei der Berufsunfähigkeitsversicherung bis zum Renteneintritt (etwa 67 Jahre). Das ist eine wichtige Frage, da man eine BU-Versicherung nicht einfach verlängern kann. Verlängerungen sind an und für sich nicht möglich. 

‌Daneben ist in der Police auch die Leistungsdauer festgelegt. Das ist die Zeitspanne, in der die Versicherung ausgezahlt wird. Die allermeisten Versicherungsunternehmen bieten auch gar keine längere BU-Versicherungszeit als bis zum 67. Lebensjahr an.

Gibt es eine Wartezeit bei der BU-Versicherung?


‌In der Regel haben BU-Versicherungen keine Wartezeit. Das heißt, wird man sofort nach Abschluss des Versicherungsvertrages berufsunfähig, leistet die Versicherung schon. Zuerst muss allerdings die Berufsunfähigkeit von einem Arzt oder einer Ärztin festgestellt werden, bevor das Versicherungsunternehmen Geld ausbezahlt. Dies tut es in der Regel auch rückwirkend, wenn es so vereinbart wurde. 

‌Möglich ist eine sogenannte „Karenzzeit“. Das heißt, dass sich die Versicherungsprämie verringert. Nach der Feststellung der Berufsunfähigkeit vergehen dabei aber einige Monate, bis die Ratenzahlungen beginnen. Aber solche Regelungen sind die Ausnahme.

Berufsunfähigkeitsversicherung oder Erwerbsminderungsrente?


‌Die Erwerbsminderungsrente ist eine staatliche Leistung für den Fall, dass eine versicherte Person nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten kann bzw. dem aktuellen Beruf nicht mehr nachgehen kann. Die Erwerbsminderungsrente ist nur als eine Notfallmaßnahme anzusehen. Sie sichert einen Lebensunterhalt nicht ausreichend ab. 

‌Außerdem braucht man eine bestimmte Vorlaufzeit, in der man versichert gewesen sein muss, damit der Staat überhaupt zahlt. Für Berufsanfänger, die noch nicht lange gearbeitet haben, ist die Erwerbsminderungsrente völlig unzureichend. Aber auch für andere. Selbstständige haben zum Beispiel gar keinen Anspruch darauf.
Hinweis:
Besser als die Erwerbsminderungsrente sind die Berufsunfähigkeitsversicherung oder auch eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung. Lesen Sie hier mehr über die Unterschiede zwischen Erwerbs- und Berufsunfähigkeitsversicherung.

Welche Alternativen gibt es zur Berufsunfähigkeitsversicherung?


‌Aus verschiedenen Gründen kann eine BU-Versicherung nicht sinnvoll sein. Zum Beispiel, wenn man Vorerkrankungen hat oder in einem physisch sehr anstrengenden Job arbeitet. Alternativ bieten sich dafür andere Versicherungen an. Welche sind das?
  • Erwerbsunfähigkeitsversicherung: 
    ‌Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung leistet auch, wenn man in keinem Beruf mehr arbeiten kann. Wer keine Berufsunfähigkeitsversicherung bekommt, sollte auf diese Art von Versicherung zurückgreifen.   
  • Multi-Risk-Versicherung: 
    ‌Die Multi-Risk-Versicherung kann eine Option bieten, wenn man keine Erwerbsunfähigkeits- sowie Berufsunfähigkeitsversicherung erhält. Dafür gelten eigene Voraussetzungen.   
  • Dread-Disease-Versicherung: 
    ‌Eine solche Versicherungsart sichert finanziell gegen spezifische Krankheitsformen ab. Etwa bei Herzinfarkt oder Krebs. Auch diese Versicherung sollte man erst wählen, wenn man aus irgendwelchen Gründen keine Erwerbs- oder Berufsunfähigkeitsversicherung erhält.   
  • Grundfähigkeitsversicherung: 
    ‌Diese Versicherungsart sichert nur ab, wenn man „Grundfähigkeiten“, wie zum Beispiel Sprechen, Gehen oder andere zentrale Fähigkeiten verliert. Insbesondere für Menschen in risikoreichen Berufen eine mögliche Option, falls ihnen eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung verwehrt bleibt.   

  • Welche Kosten entstehen bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung?


    ‌Je nach Versicherungsunternehmen und Angebot können sich die Kosten auf zwischen 50 und 200 Euro im Monat belaufen. Versicherte erhalten in etwa 75 % des letzten Nettogehalts. Die individuelle Vereinbarung spielt jedoch eine große Rolle.

    Ist die Berufsunfähigkeitsversicherung steuerlich absetzbar?


    Ja, alle Kosten für die Berufsunfähigkeitsversicherung sind steuerlich absetzbar. Und zwar als Sonderausgaben. Angegeben werden sie als Vorsorgeaufwendungen (Anlage „Vorsorgeaufwand“). 

    ‌Was heißt das konkret? Die Absetzung als Sonderausgabe bedeutet, dass dies die Steuerlast mindert. Die Kosten für die BU werden von den Einkünften weggerechnet. Damit hat man einen niedrigeren Betrag, der zu versteuern ist.

    Berufsunfähigkeitsversicherung – Recht einfach erklärt

    Wann macht eine Berufsunfähigkeitsversicherung Sinn?

    Eine BU-Versicherung macht bietet die beste finanzielle Absicherung gegen einen Arbeitskraftverlust. Allerdings ist sie auch recht teuer im Vergleich zu anderen Versicherungsmodellen. Wer sie nicht bekommt, sollte sich um eine Erwerbsunfähigkeitsversicherung kümmern. 

    ‌Weiterlesen: Wann ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung sinnvoll?

    Kann ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung bei Vorerkrankungen abschließen?

    Je nachdem, wann die Vorerkrankung eingesetzt hat und je nachdem, was man sich mit dem Versicherungsunternehmen ausmachen kann, kann es möglich sein, auch bei Vorerkrankungen eine BU zu bekommen. 

    ‌Weiterlesen: Was muss ich bei Vorerkrankungen beachten?

    Wie stellt man Berufsunfähigkeit fest?

    Die Feststellung der Berufsunfähigkeit obliegt einem anerkannten Arzt. Dieser untersucht die betreffende Person und erstellt ein ärztliches Gutachten. Daraufhin lässt das Versicherungsunternehmen das ärztliche Gutachten von einem eigenen Gutachterunternehmen prüfen. Entweder das Attest wird angenommen oder angefochten. 

    ‌Weiterlesen: Welche Ursachen gibt es für Berufsunfähigkeit?

    Was zahlt die Berufsunfähigkeitsversicherung?

    Hat ein Arzt oder eine Ärztin eine Berufsunfähigkeit von mind. 50 % festgestellt, und kann die versicherte Person ihrer Berufstätigkeit dauerhaft (oder überhaupt) nicht mehr nachgehen, so leistet die BU-Versicherung, was in der Police vereinbart wurde. 

    ‌Weiterlesen: Wann leistet eine Berufsunfähigkeitsversicherung?

    Welche Laufzeit soll eine Berufsunfähigkeitsversicherung haben?

    Eine BU-Versicherung sollte bis zum Rentenalter laufen. Das heißt, normalerweise bis zum 67. Lebensjahr. Läuft sie weniger lang, nimmt man das Risiko in Kauf, dass man mehrere Jahre nur von einer Erwerbsminderungsrente leben muss. Diese ist aber so niedrig, dass man in existentielle Schwierigkeiten kommen kann, wenn man nicht anderwärtig Geld aufbringen kann. 

    ‌Weiterlesen: Wie lange soll eine Berufsunfähigkeitsversicherung gehen?

    Gibt es Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

    Ja, die Erwerbsunfähigkeitsversicherung ist wohl die beste Alternative zur Berufsunfähigkeitsversicherung. Diese zahlt einem jedoch nur in dem Fall Geld, wenn man in keinem Berufsfeld mehr arbeiten kann. Also wenn man z.B. aufgrund eines Unfalls weder als Dachdecker:in noch als Taxifahrer:in arbeiten kann. Daneben können noch andere Versicherungen interessant sein. 

    ‌Weiterlesen: Welche Alternativen gibt es zur Berufsunfähigkeitsversicherung?

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