Vier Senioren sitzen an einem Tisch. Sie trinken Kaffee und spielen Karten © Adobe Stock | Robert Kneschke

Wohnprojekte – Gemeinschaft nutzen und Privatsphäre wahren

Wie wohnen wir? Eine Frage, die unsere Gesellschaft zunehmend beschäftigt. Sei es wegen steigenden Mieten, wenig Lebensqualität, oder der Idee von nachhaltigem Wohnen. Einige Menschen möchten ihren Wohnraum daher selbst schaffen, in Gemeinschaft leben und dem Immobilienmarkt entkommen. Sie gründen ein Wohnprojekt.

Was sind Wohnprojekte?


‌Eine alternative Form von Wohnen, Bauen und Zusammenleben mit vielen verschiedenen Menschen – das ist die Grundidee eines Wohnprojekts. Dabei soll Eigentum keine Rolle spielen, sondern leistbarer Wohnraum für alle Bewohner geschaffen werden. Die Gemeinschaft steht im Mittelpunkt solcher Wohnprojekte. Beispielsweise werden Gemeinschaftsküchen, gemeinsame Dachterrassen, oder kleine Cafés Teil des Wohnhauses. Der Grund: Menschen möchten nicht nur nebeneinander, sondern auch miteinander leben und davon profitieren. Viele Projekte möchten eine durchmischte Gruppe von Leuten: Junge Menschen, Senioren, Pärchen, Singles, Kinder, Menschen mit Behinderung, verschiedene Nationalitäten usw. Dinge ausleihen, statt zu kaufen, oder gemeinsam mit anderen zu altern sind Gründe, warum Menschen unter anderem ein Wohnprojekt wählen.

Wie sehen alternative Wohnformen aus?


‌Das kann ein Mehrfamilienhaus, ein ganzes Wohnhaus oder ein Dorf für Senioren sein. In erster Linie geht es den meisten Interessenten um das gemeinschaftliche Wohnen. In welcher Form dies geschieht, ist ziemlich offen und abwechslungsreich. Manche Projekte bevorzugen mehr Gemeinschaftsräume, andere wiederum mehr Privatsphäre. Immer beliebter werden aber Wohnhäuser, die das integrieren, was man zum Leben braucht. Vom Café, dem Lebensmittelladen bis hin zu Büros zum Arbeiten, findet man alles unter einem Dach.

Wer lebt in Wohnprojekten?


‌Das ist meistens individuell gestaltet und hängt von den jeweiligen Projektgründern ab – auch Kerngruppe genannt. Diese Gruppe entscheidet ein Wohnprojekt zu starten und sucht demensprechend selbst die Menschen aus, mit denen sie in Zukunft zusammenleben möchten. Vielen Wohnprojekten ist eins wichtig: Durchmischung! Mehrere Generationen – von Kindern bis Senioren – sollen unter einem Dach leben. Das kann eine junge Familie mit kleinen Kindern, genauso wie eine Rentnerin sein. Die Idee ist sich gegenseitig helfen zu können und mehr als nur Nachbarn zu sein. 

‌Beispiel für mögliche Bewohner:
  • Familien mit und ohne Kinder 
  • Senioren 
  • Menschen mit Handicap 
  • Studenten 
  • Singles 
  • Paare

  • Wohnprojekte – Generation 50 Plus


    ‌Je älter Menschen werden desto eher drängt die Frage: „Wo und wie kann ich altersgerecht wohnen?“ Bei vielen älteren Personen lautet die Antwort: Wohnprojekt. Statt allein in einer Wohnung zu leben und möglicherweise zu vereinsamen, bietet eine Wohngemeinschaft soziale Kontakte und gegenseitige Unterstützung. Es gibt auch Häuser, die mobile Pflege anbieten, oder einen Arzt im gleichen Gebäude haben. Außerdem wird die Privatsphäre gewahrt, da viele Wohnprojekte aus abgetrennten Wohnungen bestehen. 

    ‌Folgende Vorteile entstehen dabei für ältere Menschen:
  • Jüngere Bewohner können bei Gelegenheit helfen (zum Beispiel zur Post gehen) 
  • Barrierefreiheit 
  • Es ist immer jemand im Haus  
  • Arbeiten im Haus/Garten können unter den Bewohnern geteilt werden  
  • Feste und Veranstaltungen können organisiert werden 
  • Ein Teil einer Gemeinschaft sein  
  • Sehr junge (Mit-)Bewohner halten körperlich, sowie geistig fit 
  • Hinweis:
    Jedes Wohnprojekt und dessen Bewohner ist anders. Daher gibt es keine Garantie auf gegenseitige Hilfe zwischen jung und alt. Das Miteinander ist dennoch die Motivation hinter solchen Projekten.
    Viele Menschen der Generation 50 Plus möchten in kein Pflegeheim. Sie wollen ein selbstbestimmtes Leben führen – auch im hohen Alter. Ein Wohnprojekt bietet eine Alternative. Vor allem wenn Ehe-und Lebenspartner versterben, kann eine Wohngemeinschaft genau das Richtige sein, um nicht isoliert zu sein. In der Gemeinschaft ist man nicht anonym und kann bei Problemen auf Hilfe von anderen Bewohnern hoffen.

    Demographischer Wandel


    ‌Menschen werden älter, bekommen weniger Kinder und wohnen bevorzugt in Single-Haushalten. Die Zusammensetzung der Bevölkerung hat sich geändert. Die klassische Großfamilie mit unzähligen Verwandten in unmittelbarer Nähe scheint immer seltener zu werden. Experten sehen Wohnprojekte daher als wegweisend für das zukünftige Wohnen – vor allem im Alter.

    Wie lebt man in einem Wohnprojekt?


    ‌Das kann sehr unterschiedlich sein und fängt bei grundsätzlichen Fragen an wie: Stadt oder Land? Große oder kleine Bewohneranzahl? Wie wird es finanziert? Sind diese Fragen geklärt, findet man häufig Gebäude mit einzelnen Wohneinheiten – also eigenen Wohnungen – und Gemeinschaftsbereichen. Das können Terrassen, Küchen, Gärten, Werkstätten und vieles mehr sein. 

    ‌Zudem könnte es beispielsweise Autos und Fahrräder zum Teilen geben. Die gemeinsamen Räume sollen Ort für Begegnung und Austausch sein. Gemeinschaftsräume müssen üblicherweise auch gewartet und gepflegt werden. Wer welche Arbeiten übernimmt, können die Bewohner zusammen entscheiden. In der Regel treffen sich Bewohner regelmäßig, um Anliegen und Projekte zu besprechen. Meist sind Wohnprojekte so organisiert, dass jedes Mitglied mitbestimmen kann, was umgesetzt wird. Zum Beispiel die Errichtung einer gemeinschaftlichen Sauna. In den eigenen vier Wänden lebt man – wie einer normalen Wohnung auch – unabhängig voneinander.

    Wohnprojekt – Welche Rechtsformen sind geeignet?


    ‌Wenn man ein Wohnprojekt startet, sind wirtschaftliche und rechtliche Grundlagen wichtig. Einige Rechtsformen kommen für ein Wohnprojekt in Frage:
  • Genossenschaft 
  • Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) 
  • Eingetragener Verein  
  • GmbH
  • Wohnungseigentümergemeinschaft  
  • Baugruppenmodell
  • Genossenschaft


    ‌Viele Wohnprojekte entscheiden sich für eine Genossenschaft. Bei dieser Rechtsform schließen sich mehrere Menschen zusammen, um gemeinsam einem wirtschaftlichen Betrieb nachzugehen. Die soziale und wirtschaftliche Förderung der Mitglieder steht dabei im Vordergrund. 

    ‌Bei einem Genossenschaftsmodell zahlen Mitglieder eine gewisse Summe als Einlage ein – den Genossenschaftsanteil. Meist ein Betrag pro Quadratmeter Wohnfläche. Zudem wird ein kleiner Betrag für den Einstieg in die Genossenschaft fällig. Mit den gezahlten Einlagen wird bei der Bank ein Kredit für den Kauf der Immobilie beantragt. Eine Nutzungsgebühr – ähnlich einer Miete – ist von den Bewohnern ebenfalls zu zahlen. Damit werden Kredit- und Instandhaltungskosten des Hauses gedeckt. Durch diese Rechtsform erhalten Mitglieder ein Wohnrecht auf Lebenszeit und sehr viel Mitbestimmung. Bei einer Genossenschaft können Bewohner dennoch – wie bei einem Mietvertrag auch – innerhalb einer Frist ausziehen.
    Hinweis:
    Zieht ein Mitglied aus, bekommt es seinen gesamten Genossenschaftsanteil ausgezahlt.
    Die Mitglieder sind gleichzeitig Eigentümer der Immobilie. Sprich: Die Bewohner sind gleichzeitig Vermieter (Genossenschaftsmitglieder) und Mieter. Ein Verkauf an Investoren oder eine Mieterhöhung sind daher ausgeschlossen. Eine Genossenschaft ist demokratisch aufgestellt und handelt gemeinnützig, zum Vorteil ihrer Mitglieder.

    Verein und Verträge


    ‌Gründen Sie mit anderen Interessenten einen Verein, um Ihr Wohnprojekt zu realisieren, bietet sich eine Zusammenarbeit mit einer Baugesellschaft an. Als Investor kann die Baugesellschaft den Kauf und die Renovierung der gewünschten Immobilie übernehmen. In Folge werden die Wohnungen von der Baugruppe an die Mitglieder des Vereins vermietet. Vorteil für beide Parteien: Der Verein und somit die Bewohner selbst entscheiden wer einziehen darf, zudem halten sie das Haus instand. Die Baugesellschaft bekommt die Mieten und muss sich weniger um die Immobilie kümmern. Ein Vertrag zwischen Verein und Baugesellschaft dient dabei als Grundlage.

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    Wohnprojekt finanzieren

    Wie funktioniert der Kauf der Immobilie?


    ‌Mitglieder müssen einen Anteil an Eigenkapital in die Genossenschaft einzahlen. Mit diesen Pflichtanteilen wird eine Kreditaufnahme bei der Bank ermöglicht. Der Kredit wird in den darauffolgenden Jahrzehnten mit den Mieten der Bewohner zurückgezahlt.

    Welche Zuschüsse gibt es?


    ‌Neben Eigenkapital und Kredit braucht es oft finanzielle Unterstützung, um das geplante Wohnprojekt zu realisieren. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie vergibt über die Förderdatenbank Zuschüsse und Darlehen. Die Förderungen unterscheiden sich je nach Region und Projekt. 

    Senioren haben bei Gründung einer Wohngemeinschaft Anspruch auf einen Gründungszuschuss. Maximal vier Bewohner können die Förderung erhalten. Die Summe beträgt 2.500 Euro pro Person und höchstens 10.000 Euro für die gesamte Wohngemeinschaft. Menschen mit Pflegestufe können zudem einen Wohngruppenzuschuss von der Pflegkasse beziehen. Das sind 214 Euro monatlich.

    Wo gibt es Wohnprojekte in Deutschland?


    ‌Im Zuge der Kommunenbewegung der 60er Jahre entstanden in Deutschland auch die ersten Wohnprojekte – und diese gibt es verteilt im gesamten Land. Das FORUM Gemeinschaftliches Wohnen e.V. geht schätzungsweise von 4.000 bis 5.000 Wohnprojekten in Deutschland aus. 

    ‌Ein paar Beispiele für Wohnprojekte in Deutschland:
  • Falls Sie selbst ein Wohnprojekt suchen oder eines starten möchten, bieten beispielsweise bring-together und das Wohnprojekte Portal Informationen.

    Warum möchten Menschen gemeinsam wohnen?


    ‌In Zeiten steigender Mietpreise, Individualismus und langer Lebenserwartung ist das klassische Wohnen für manche Menschen nicht mehr befriedigend. Es gibt einige Gründe warum Menschen ein Wohnprojekt bevorzugen:
  • Bewohner identifizieren sich untereinander durch eine ähnliche Lebensweise (beispielsweise mit Themen wie Gemeinwohl und Nachhaltigkeit) 
  • Statt in einer anonymen Nachbarschaft zu leben, sehnen sich viele nach einer Gemeinschaft, die füreinander da ist.  
  • Ein Wohnprojekt kann für viele ein Lebensprojekt werden, dass sie mit anderen teilen möchten. 
  • Jedes Mitglied hat verschiedene Fähigkeiten, die positiv für das Wohl aller Bewohner sind. Zum Beispiel ist jemand handwerklich geschickt, oder verfügt über Wissen in Grafikdesign.  
  • Ein Wohnprojekt bietet Eltern einen Ort, wo ihre Kinder mit anderen Kindern aufwachsen. 
  • Eine Kostenfrage – Wohnprojekte sind eine Antwort auf das kapitalbringende Wohnen der letzten Jahrzehnte. Wohnprojekte sind nicht gewinnorientiert.  
  • Menschen in höherem Alter profitieren durch das soziale Umfeld und der altersgerechten Infrastruktur.  
  • Viele Wohnprojekte sind barrierefrei und somit für Menschen mit Handicap von Vorteil 

  • Wie setzt man ein Wohnprojekt um?


    1‌) Menschen finden: Ohne Mitstreiter wird es schwierig ein Wohnprojekt zu starten. Hören Sie sich deshalb im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft um. Soziale Netzwerke und Portale für Wohnprojekte helfen bei der Suche. Genauso gibt es immer wieder Infoveranstaltungen über Bauprojekte in Städten und Gemeinden. 

    ‌2) Findungsphase: Man sollte nichts überstürzen und erst einmal abwägen was für das eigene Wohnprojekt am besten passt. Damit ist gemeint: Die Rechtsform, wie beispielsweise ein Verein oder eine Genossenschaft, denn diese müssen nicht sofort angemeldet werden. Es lohnt sich im Vorhinein andere Bauvorhaben anzusehen und mit den Leuten vor Ort zu sprechen. Ratschläge können eingeholt werden und man bekommt einen besseren Eindruck davon, wie so ein Projekt wirklich abläuft. 

    ‌3) Die Vorstellung von Wohnen:

  • Wie viele Personen sollen zusammenleben?  
  • Wie wird das Haus genutzt?  
  • Wer bringt sich wie in die Gemeinschaft ein? 
  • Wie möchten wir bauen?  
  • Wie werden Dinge entschieden? 
  • Wie finanzieren wir das Projekt?  
  • Wie ermöglichen wir Menschen mit wenig Geld Zugang zum Projekt?  
  • Alle diese Fragen sind wichtig zu klären, bevor ein Wohnprojekt in die Tat umgesetzt wird. Schließlich plant man auf längere Sicht zusammenzuleben.

    Wohnprojekte – Immobilien einfach erklärt

    Warum gibt es Wohnprojekte?

    Das hat verschiedene Gründe. Zum einen, weil Menschen wieder vermehrt in Gemeinschaft leben wollen, zum anderen lehnen immer mehr Menschen die steigenden Mietpreise ab und suchen nach alternativen Wohnmöglichkeiten. Wohnprojekte fungieren in der Regel gemeinnützig und zum Wohle ihrer Bewohner. Speziell im Alter kann ein Wohnprojekt finanzielle Sicherheit gewährleisten. 

    ‌Weiterlesen: Warum möchten Menschen gemeinsam wohnen?

    Was sind alternative Wohnformen?

    Bei alternativen Wohnformen schließen sich einige Menschen zusammen und bauen oder kaufen eine Immobilie. Die Motivation dahinter: Selbstbestimmtes Wohnen in der Gemeinschaft zu einem erschwinglichen Preis. Im Gegensatz zum herkömmlichen Wohnen steht bei alternativen Wohnformen das Eigentum des Einzelnen nicht im Mittelpunkt. Vielmehr geht es um leistbaren, nachhaltigen und qualitativen Wohnraum. 

    ‌Weiterlesen: Was sind Wohnprojekte?

    Warum möchten ältere Menschen gemeinsam wohnen?

    Immer mehr Menschen suchen vermehrt nach Alternativen zu Seniorenheimen. Viele möchten – auch im hohen Alter – ein selbstbestimmtes Leben führen. Eine Wohngemeinschaft bietet in der Regel selbstbestimmtes Wohnen, eine Gemeinschaft, in der man sich gegenseitig unterstützt und eine leistbare Miete. Außerdem lebt man in einem sozialen Umfeld und das kann im höheren Alter enorm wichtig sein. 

    ‌Weiterlesen: Wohnprojekte – Generation 50 Plus

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