Inkognito Adoption: Ein adoptiertes Kind zeigt seinen Rücken. Seine leiblichen Eltern sind ihm unbekannt. © Adobe Stock | Jenny Sturm

Inkognito Adoption – Wenn die Adoptiveltern unbekannt bleiben

Viele Adoptiveltern wollen anonym bleiben. Das funktioniert mit einer „Inkognito-Adoption“. Die freigebenden Eltern erfahren dabei weder Namen noch Wohnadresse der neuen Eltern des Kindes. Das schützt die Adoptivfamilie. Die Inkognito Adoption ist eine häufige Adoptionsform in Deutschland.

Was ist eine Inkognito Adoption?


‌Inkognito Adoption bedeutet, dass die Identität der Adoptivfamilie stark geschützt wird. Die leiblichen Eltern des Kindes erfahren weder …
  • die Wohnadresse der annehmenden Personen bzw. der Adoptivfamilie noch 
  • die Namen der annehmenden Personen. 
  • Die Inkognito Adoption gewährt die maximale Privatsphäre für die Annehmenden und ihre neue Familie. Aufgrund der Anonymität ist die Familie vor äußeren Einflüssen Dritter, insbesondere der leiblichen Eltern des Adoptivkindes, geschützt (Adoptionsgeheimnis). Sie ist die in Deutschland am stärksten verbreitete Form der Kindesannahme. 

    ‌Das Adoptivkind darf ab seinem 16. Lebensjahr die einen gewissen Teil der Adoptionsakten bei der Vermittlungsstelle durchsehen. Daraus gehen Namen und Adresse(n) der leiblichen Eltern hervor.
    Achtung:
    Bei einer anonymen Adoption sollten immer auch die Nachteile in Betracht gezogen werden. Unter Umständen kann eine offene Adoption sinnvoller sein. Jedenfalls sollte man sich mit der Vermittlungsstelle eingehend über die Adoptionsarten beraten lassen.

    Wann ist eine Inkognito Adoption sinnvoll?


    ‌Diese Adoptionsform macht Sinn, wenn die Adoptiveltern …
  • anonym bleiben möchten, 
  • keinen Kontakt zu den leiblichen Eltern des Kindes haben wollen, 
  • nicht wollen, dass das von ihnen angenommene Kind Kontakt zu seinen leiblichen Eltern hat, 
  • ungestört von den leiblichen Eltern des Kindes leben möchten.
    ‌ 
  • Wie läuft eine Inkognito Adoption ab?


    ‌Der Ablauf einer Inkognito Adoption ist derselbe wie jener der üblichen Inlandsadoption / Fremdadoption. Er läuft über drei Stufen: 

    ‌1) Vermittlung der Adoption
    durch eine anerkannte Adoptionsvermittlungsstelle 

    ‌2) Adoptionspflege (Probezeit) bei einer für das Kind geeigneten Familie 

    ‌3) Abschluss der Adoption
    durch das Familiengericht nach erfolgreichem Adoptionsantrag
    Hinweis:
    Hier ist der detaillierte Ablauf einer Adoption zu finden.

    Was erfahren die freigebenden (leiblichen) Eltern?

  • Die annehmenden Personen werden von der Adoptionsvermittlungsstelle mit einer Nummer ausgewiesen, nicht mit ihren persönlichen Daten.  
  • Die Namen und Adressen der Adoptiveltern sind für die freigebenden Eltern weder ersichtlich noch auf andere Wege erfassbar. 
  • Die leiblichen Eltern haben kein Recht auf Auskunft über das Kind. 
  • Es gilt das Offenbarungs- und Ausforschungsverbot: Die leiblichen Eltern dürfen das Kind also nicht eigenmächtig ausforschen oder jemanden dafür engagieren. 
  • Die leiblichen Eltern des Kindes erfahren jedoch Angaben zu Alter, Beruf und Vorhandensein sowie Anzahl weiterer Kinder der Adoptionseltern. 
  • Wollen die leiblichen Eltern irgendwann persönlichen Kontakt aufnehmen, müssen sie bei der Vermittlungsstelle anfragen. Sie fragt daraufhin bei der Adoptivfamilie an, ob der Kontakt erwünscht ist. Nur wenn die Adoptivfamilie eine Zusage erteilt, kann ein Kontakt hergestellt werden. 
  • Hinweis:
    Versuchen die biologischen Eltern „ihr“ Kind später auszuforschen, machen sie sich strafbar. Das Adoptionsgeheimnis verbietet dies. Sehen sich Adoptiveltern mit Problemen dieser Art konfrontiert, können sie einen Anwalt für Familienrecht einschalten.

    Was erfahren die Adoptiveltern?

  • Die adoptierenden Eltern können die Adoptionsakten nicht mehr einsehen, sobald das Kind volljährig ist. 
  • Die Annehmenden erfahren wichtige persönliche Daten der Herkunftsfamilie.  
  • Sie erfahren einige Details zum familiären Hintergrund des Kindes und seiner Vergangenheit (z.B. wie die frühe Kindheit verlief) sowie zu der Biographie der Eltern.  
  • Auch erfahren sie deren Namen, Alter und die Gründe, warum das Kind zur Annahme freigegeben wird. 
  • Was erfährt das Adoptivkind?

  • Das Adoptivkind kennt meistens die Kontaktdaten seiner leiblichen Eltern nicht, da es bei der Adoption noch zu klein ist. 
  • Das Adoptivkind hat kein Recht darauf, von den Adoptiveltern zu erfahren, dass es adoptiert wurde und wer seine leiblichen Eltern sind. 
  • Die leiblichen Eltern können bei der Adoptionsvermittlungsstelle persönliche Nachrichten, Fotos u.a. hinterlegen.  
  • Beschließt das Kind, über seine leiblichen Eltern nachzuforschen, kann es ab seinem 16. Geburtstag die Adoptionsvermittlungsstelle kontaktieren. 
  • Das Kind darf außerdem auf eine Klärung seiner biologischen Abstammung bestehen.  
  • Hinweis:
    Die adoptierenden Eltern sind zwar nicht verpflichtet, dem Kind von der Adoption zu erzählen. Die psychologische und pädagogische Fachliteratur empfiehlt dies jedoch, weil es für die Kindesentwicklung in der Regel förderlich ist.

    Welche Vor- und Nachteile hat eine Inkognito Adoption?


    ‌Anschließend werden einige positive sowie negative Aspekte diskutiert, die eine anonyme Adoption mit sich bringen kann. Die Auflistung ist nur als thesenhafter Auszug aus einer Reihe von Vor- und Nachteilen zu betrachten. Jede Familie muss letztlich für sich selbst herausfinden, ob die radikale Inkognito Adoption der richtige Weg ist. Das ist oft eine schwierige Entscheidung, da die Vorteile sich gleichzeitig auch als Nachteile herausstellen können.

    Mögliche Vorteile:

  • Verhinderung von Identitätskonflikten: 
    ‌Die radikale Trennung der leiblichen Eltern von ihrem Kind kann insofern ein Vorteil sein, als dadurch Identitätskonflikte vermieden werden können. Es ist von vorneherein klar, dass es keine Kontaktmöglichkeit gibt, weshalb das Kind von den leiblichen Eltern in seiner Entwicklung nicht „gestört“ werden kann.
  • Verhinderung von Loyalitätskonflikten: 
    ‌Könnten die leiblichen Eltern und das Kind regelmäßigen Kontakt haben, wie etwa bei einer offenen Adoption, könnte das zu Loyalitätskonflikten führen. Das Kind könnte sich durch den Kontakt mit mehreren Elternteilen verwirren und anfangen, den leiblichen Eltern mehr zu vertrauen als den Adoptiveltern. Das würde die Adoptivfamilie destabilisieren.
  • Keine Beeinflussung durch die leiblichen Eltern: 
    ‌Die Adoptivfamilie kann eine eigene Familie aufbauen, ohne von den leiblichen Eltern des Kindes in irgendeiner Weise beeinflusst zu werden. Es kann vorkommen, dass die leiblichen Eltern die Beziehung zwischen ihrem leiblichen Kind und den neuen Eltern stören – ob bewusst oder unbewusst.
  • Kürzere Trauerzeit: 
    ‌Die Radikalität einer Inkognito Adoption kann die Trauer der leiblichen Eltern über den „Verlust“ des Kindes möglicherweise abmildern. Die konsequente Trennung und der fehlende Kontakt können klare Verhältnisse schaffen und es einfacher machen, mit der Adoption umzugehen. 
  • Mögliche Nachteile:

  • Belastung durch fehlenden Kontakt: 
    ‌Viele leibliche Eltern, besonders Mütter, trauern um das weggegebene Kind. Besteht keine Kontaktmöglichkeit, kann das dieses Problem noch weiter verschlimmern. Der fehlende Kontakt zum leiblichen Kind kann als belastend empfunden werden, oft merken die Eltern das erst nach einigen Jahren.
  • Kind lebt im Schatten der Anonymität: 
    ‌Auch für die Adoptivkinder kann sich eine Inkognito Adoption als sehr schwierig erweisen, da es ein zutiefst menschliches Bedürfnis ist, über die eigene Herkunft genau Bescheid zu wissen. 
  • Entstehen von Identitätskonflikten: 
    ‌Genauso, wie eine offene Adoption Identitätskonflikte hervorrufen kann, kann das auch die Folge einer Inkognito Adoption sein. Besonders, wenn die Adoptiveltern über die Adoption zuerst lange Zeit schweigen und das Kind von seinem Schicksal erst spät erfährt. Weiß das Kind nicht genau, wo es herkommt und kann es seine biologischen Eltern nicht kontaktieren, kann das der Adoptionsfamilie erschweren, eine gesunde Familienidentität zu bilden.
  • Weniger Details über die Herkunft des Kindes: 
    ‌Bei der Inkognito Adoption erfahren die annehmenden Eltern zwar Grundsätzliches zur Biographie des angenommenen Kindes. Detaillierte Einsichten erhalten sie jedoch nicht. Das kann belastend sein, vor allem, wenn irgendwann Fragen darüber aufkommen, wie die Schwangerschaft und die Zeit vor der Annahme verlaufen sind. 
  • Was kostet eine Inkognito Adoption?


    ‌Für die leiblichen Eltern, die ihr Kind abgeben, fallen nur Ausgaben für den Notar an. Das sind um die 30 Euro. Die Annehmenden müssen für das ganze Verfahren insgesamt ca. 200 Euro einrechnen. Mehr zu den Kosten einer Adoption.

    Inkognito Adoption – Recht einfach erklärt

    Was bedeutet Inkognito Adoption?

    Die Inkognito Adoption ist eine Form von Adoption, bei der die Persönlichkeit der Adoptiveltern und des Adoptivkindes streng geschützt werden. Name, Adresse und andere empfindliche persönliche Daten der Adoptiveltern werden den leiblichen Eltern nicht mitgeteilt. Die Inkognito Adoption soll insbesondere verhindern, dass die leiblichen Eltern des Kindes sich in die Angelegenheiten der Adoptivfamilie einmischen. 

    ‌Weiterlesen: Was ist eine Inkognito Adoption?

    Wann macht eine Inkognito Adoption Sinn?

    Die Inkognito Adoption ist sinnvoll, wenn die Adoptiveltern mit dem Adoptivkind ungestört leben wollen. Diese Adoptionsform bietet eine maximale Privatsphäre. Die leiblichen Eltern des Adoptivkindes erfahren weder Namen noch Wohnort der Annehmenden. Auch wenn sich die leiblichen Eltern sich irgendwann bei der Vermittlungsstelle melden, darf sie keine Informationen preisgeben. Das darf sie nur, wenn die Adoptiveltern ausdrücklich einwilligen. 

    ‌Weiterlesen: Wann ist eine Inkognito Adoption sinnvoll?

    Wie ist der Ablauf einer Inkognito Adoption?

    Der Ablauf einer Inkognito Adoption ist derselbe wie bei einer üblichen Adoption. Zuerst müssen die Inkognito-Adoptiveltern ihr Kind zur Adoption freigeben, dann kommt das Kind in Adoptionspflege bei den Bewerbern. Verläuft die Pflegezeit positiv, ist die Inkognito Adoption abgeschlossen. 

    ‌Weiterlesen: Wie läuft eine Inkognito Adoption ab?

    Was dürfen die leiblichen Eltern bei einer Inkognito Adoption erfahren?

    Die leiblichen Eltern erfahren nur, welches Alter die adoptierenden Personen haben und welchen Beruf sie ausüben. Zudem auch, ob und wie viele Kinder in der aufnehmenden Familie existieren. Name(n) und Anschrift(en) der Annehmenden bleiben aber geheim.

    ‌Weiterlesen: Was erfahren die freigebenden (leiblichen) Eltern?

    Kann das Kind nach einer Inkognito Adoption seine früheren Eltern kontaktieren?

    Ja. Es hat das Recht ihre Vermittlungsakte einzusehen. Aber: Solange es noch nicht 16 Jahre alt ist, nur, wenn die Adoptiveltern dem zustimmen. Sobald es dieses Alter erreicht hat, braucht es keine Zustimmung mehr von den Adoptiveltern einzuholen. Aus der Akte gehen die persönlichen Daten der leiblichen Eltern hervor. Möglicherweise haben diese bei der Vermittlungsstelle auch Nachrichten, Fotos, o.a. hinterlegt. All dies kann das Kind dann einsehen. 

    ‌Weiterlesen: Was erfährt das Adoptivkind?

    Welche Nachteile hat eine Inkognito Adoption?

    Zum Beispiel, dass der nicht existierende Kontakt zur Belastung werden kann – vor allem für die leiblichen Eltern des Kindes und das Kind selbst. Zudem bedeutet eine Inkognito Adoption häufig ein Leben in Anonymität: Das Kind kann bis zu seinem 16 Geburtstag de facto nicht herausfinden, wer seine biologischen Eltern sind. Auch können Identitätskonflikte entstehen, wenn das Kind zwar weiß, dass die Adoptiveltern nicht seine leiblichen sind, gleichzeitig aber auch nicht herausfinden kann / darf, wer die leiblichen Eltern sind. 

    ‌Weiterlesen: Mögliche Nachteile

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