Offene Adoption: Das Kind bleibt bei dieser Adoptionsform mit allen Elternteilen mehr oder weniger in Kontakt. © Adobe Stock | Olesia Bilkei

Offene Adoption – Wenn der Kontakt mit den leiblichen Eltern bleibt

Das Adoptivkind und seine biologischen Eltern können miteinander in Kontakt bleiben. Das nennt man „offene Adoption“. Die Eltern bestimmen gemeinsam, wie intensiv der Kontakt sein soll. Diese Adoptionsform erscheint auf den ersten Blick weniger „radikal“, hat aber auch seine spezifischen Nachteile.

Was ist eine offene Adoption?


‌Die Bezeichnung „offene Adoption“ steht für eine Adoption, bei der die Adoptiveltern und die leiblichen Eltern (und das Adoptivkind) Kontakt zueinander haben. An sich bezeichnet die offene Adoption jedoch nicht eine klar definierte, in sich abgegrenzte Adoptionsform. Der Begriff bezieht sich viel mehr auf den Offenheitsgrad der Adoption, der unterschiedlich stark ausgeprägt sein kann. Wie intensiv der Kontakt gepflegt wird, kann in der Praxis sehr unterschiedlich sein.
Hinweis:
Die offene Adoption bietet dem Kind eine gute Möglichkeit, mehr über seine Herkunft zu erfahren. Die Brücken zur Herkunftsfamilie werden nicht gänzlich abgebrochen. Die Geheimnistuerei – die aber auch ihre Berechtigung hat – wird dabei vermieden.
Oft kommt es zu offenen Adoptionen, wenn Pflegekinder oder Stiefkinder adoptiert werden. Die freigebenden Eltern und ihre leiblichen Kinder kennen sich dabei häufig schon vor der Adoption, wenn sie für längere Zeit zusammengelebt haben. Offene Adoptionen kommen aber viel seltener vor als Inkognito-Adoptionen.
Hinweis:
Werden Pflege- oder Stiefkinder adoptiert, bleibt der Kontakt zwischen Kind und leiblichen Eltern häufig aufrecht.

Was ist eine halboffene Adoption?


‌Von einer halboffenen Adoption ist die Rede, wenn sich die biologischen Eltern und die adoptierenden Eltern zwar nicht persönlich kennenlernen, aber dennoch über die Vermittlungsstelle im Kontakt zueinander stehen. Hier handelt es sich also quasi um eine Mischung aus inkognito und offener Annahme. 

‌Eine Seite weiß weder Name noch Adresse der anderen Seite. Sie können sich aber über die Vermittlungsstelle Nachrichten, Fotos, Videos usw. zukommen lassen. Wollen beide Seiten persönlichen Kontakt oder ein persönliches Treffen, kann das die Vermittlungsstelle problemlos organisieren.
Hinweis:
Bei einer (halb)offenen Adoption kann z.B. das Adoptionsgeheimnis gewahrt bleiben, während gleichzeitig unpersönlicher Kontakt zwischen den Familien – von der Vermittlungsstelle gesteuert – besteht. Denkbar ist aber auch ein starker persönlicher Kontakt. Zwischen „neuer“ und „alter“ Familie des Kindes kann sich sogar eine Freundschaft entwickeln.

Rechte und Pflichten bei offener Adoption


‌Der Name „offene Adoption“ machte keine Aussage über die „Stärke“ der Adoption. Eine offene oder halboffene Adoption ist immer noch eine vollwertige Adoption. Das heißt im Bezug auf die Rechtsverhältnisse:
  • Allein die Adoptiveltern haben die Elternrechte und –pflichten über das und gegenüber dem Adoptivkind. Das heißt: Sorgerecht, Umgangsrecht, Unterhaltspflichten, gesetzliches Erbrecht, etc. 
  • Die annehmenden und abgebenden Eltern vereinbaren zwar Kontakt in der einen oder anderen Form. Für die abgebenden Eltern besteht jedoch kein Recht auf Kontakt mit dem freigegebenen Kind, das sie gerichtlich einfordern könnten.  
  • Was die einen Eltern von den anderen Eltern erfahren dürfen, hängt davon ab, was sie untereinander vereinbart haben. Denkbar sind verschiedene Intensitätsstufen des Kontaktes.
  • Hinweis:
    Beenden die Adoptiveltern den Kontakt zu den biologischen Eltern des Kindes, können diese dagegen rechtlich nichts unternehmen. Die Adoptiveltern können nicht dazu verpflichtet werden, Kontakt zu halten. Damit wird verhindert, dass sich die leiblichen Eltern zu sehr in die Adoptivfamilie einmischen.

    Wie ist der Ablauf einer offenen Adoption?


    ‌Die offene Adoption bezieht sich allein auf das Kontaktausmaß, in dem die beteiligten Eltern zueinander stehen wollen. Die Voraussetzungen und der grundsätzliche Ablauf sind also gleich zu einer „normalen“ Adoption, wie im Überblicksbeitrag „Adoption“ geschildert. Spezifisch für eine offene Adoption ist jedoch Folgendes:
  • Die leiblichen Eltern werden in den Auswahlprozess der Adoptiveltern von der Vermittlungsstelle mit einbezogen. 
  • Die leiblichen und die annehmenden Eltern treffen sich vor der offenen Adoption in der Adoptionsvermittlungsstelle und lernen sich kennen.  
  • Die Eltern machen sich bei diesem Treffen aus, wie sie in Zukunft Kontakt haben wollen. 
  • Sie legen fest, welche Spielregeln eingehalten werden müssen, wann, wie und wo weitere Treffen mit dem Kind stattfinden sollen, usw. 
  • Der Kontakt zwischen den Familien muss nicht unbedingt über die Adoptionsvermittlungsstelle laufen. Sie können sich auch privat kontaktieren, treffen, etc. 
  • In vielen Fällen wollen sich die Eltern zwar persönlich kennen, jedoch nicht ständig im Kontakt zueinander stehen. 
  • Achtung:
    Die zwischen den leiblichen und annehmenden Eltern getroffenen Vereinbarungen sollten möglichst klar formuliert sein. Somit können sich keine unterschiedlichen Erwartungshaltungen und alle Beteiligten wissen, an welche Regeln sie sich halten sollen.

    Mögliche Kontaktregelungen bei offenen Adoptionen


    ‌Wie letztlich der Kontakt aussieht, hängt gänzlich von den Vorstellungen der abgebenden und aufnehmenden Eltern ab. Der Intensitätsgrad des Kontaktes kann unterschiedlich sein. Im Folgenden werden verschiedene Stufen der Offenheit bei einer Adoption dargestellt, angefangen bei der niedrigsten Stufe:

    Halboffene Formen der Adoption


    ‌1. Möglichkeit: Die leiblichen Eltern werden nur in die Auswahl der Adoptivfamilie mit einbezogen. Das Adoptionsgeheimnis kann dabei auf Wunsch gewahrt bleiben. 

    ‌2. Möglichkeit: Die leiblichen Eltern und die aufnehmenden Eltern treffen sich nur 1 Mal. Das Treffen kann zum Beispiel stattfinden, wenn das Kind zur Adoptionspflege in die neue Familie gegeben wird. Auch hier kann die Anonymität auf Wunsch gesichert bleiben. 

    ‌3. Möglichkeit: Die beiden Seiten stehen regelmäßig in Kontakt und informieren sich dabei über verschiedene Angelegenheiten, die das Kind und das Leben in der Adoptivfamilie betreffen. Wollen die Eltern, so kann das Adoptionsgeheimnis aufrecht bleiben. 

    ‌4. Möglichkeit: Die Eltern können sich gegenseitig intensiv über ihr Entwicklung des Kindes und andere Themen informieren. Fotos, Videos und andere Medien werden ausgetauscht. Auch hier können die Eltern anonym (inkognito) bleiben, wenn sie das wünschen.

    Offene Form der Adoption


    ‌5. Möglichkeit: Diese Phase gilt als „offene Adoption“. Die Eltern haben hier bereits ihr Inkognito aufgegeben. Sie wissen also mit wem sie es zu tun haben (Namen und Adressen). Hinsichtlich persönlicher Kontaktfrequenz sind verschiedene Varianten denkbar, von selten über regelmäßig bis häufig. Hier kann sich auch eine Freundschaft entwickeln, bei der persönliche Besuche und Unternehmungen einen festen Platz haben.
    Hinweis:
    Es kann hilfreich sein, auf die Erfahrungen anderer Eltern zurückzugreifen. Zu Erfahrungsberichten offener Adoptionen.

    Vor- und Nachteile einer offenen Adoption


    Vorteile:

  • Kontaktmöglichkeit kann befreiend sein: 
    ‌Die grundsätzliche Möglichkeit auf Kontakt kann sehr befreiend für alle Beteiligten sein. Man lernt sich in einem bestimmten Ausmaß kennen. Das Wissen um die eigene Geschichte und Herkunft ist für jeden Menschen wichtig, besonders für die Identitätsbildung.  
  • Bessere Verarbeitung des Verlustes: 
    ‌Kann sich die Herkunftsfamilie nur schwer von seinem zur Annahme freigegebenen Kind trennen, ist die offene Adoption möglicherweise die bessere Art, damit umgehen zu lernen.  
  • Verschiedene Kontaktoptionen: 
    ‌Nicht nur die Option auf unpersönlichen, schriftlichen Kontakt besteht, sondern auch auf persönlichen Kontakt in Form von Treffen bei der Adoptionsstelle oder gänzlich privaten Treffen. 
  • Austausch wichtiger Informationen: 
    ‌Die Adoptivfamilie kann den freigebenden Eltern mitteilen, wie sich das Kind entwickelt und sich in der neuen Familie fühlt. Gibt es wichtige Neuigkeiten, z.B. wenn das Kind Geschwister bekommt oder dem Kind etwas zustößt, können die leiblichen Eltern wenigstens darüber informiert werden. Aber auch die Motivation der leiblichen Eltern, wieso sie das Kind abgeben wollen usw. kann sehr hilfreich für die Adoptiveltern und ihre Beziehung zum neuen Kind sein. 
  • Hinweis:
    Haben die Adoptiveltern Angst, ihnen könnte das Sorgerecht oder andere elterliche Rechte genommen werden – etwa weil das Kind einen guten Zugang zu seinen leiblichen Eltern entwickelt –, so können sie beruhigt sein: Sie sind und bleiben die rechtlichen Eltern des Kindes. Wird ihnen der Kontakt zu den biologischen Eltern zu viel, können sie ihn jederzeit abbrechen. Auch wenn diese einen derartigen Schritt vielleicht nicht verstehen; die Adoptiveltern haben diese Option.

    Nachteile:

  • Beeinflussung des Adoptivkindes: 
    ‌Der Kontakt zwischen den beiden Seiten kann für das Kind chaotisch werden. Möglich ist, dass es sich mit der Zeit immer weniger mit den Adoptiveltern identifizieren kann und sich immer weiter an die leiblichen Eltern annähert. Möglich ist auch, dass sich die neuen und ehemaligen Eltern gegenseitig kritisieren. Eifersucht und Neid könnten Gründe dafür sein. Das kann beim Kind zu schweren Identitäts- und Loyalitätskonflikten führen.
  • Verwirrung des Adoptivkindes: 
    ‌Manchmal prallen zwei vollkommen unterschiedliche Familienkulturen aufeinander, wenn das Kind auch mit seinen biologischen Eltern Kontakt pflegt. Stark voneinander abweichende Normen, Werte, Erziehungsstile u.a. können das Kind stark verunsichern. 
  • Schwierige Verarbeitung der Trennung: 
    ‌Ein oben erwähnter Vorteil ist, dass die Trauerbewältigung möglicherweise besser abläuft, wenn die Adoption offen erfolgt. Die Betonung muss hier auf „möglicherweise“ liegen. Denn andererseits kann die Kontaktmöglichkeit das Gefühlschaos auch verstärken. Manchmal hilft ein klarer Schlussstrich, die Trennung schneller zu verarbeiten. 
  • Offene Adoption bei älteren Kindern


    ‌Eine besondere Situation ergibt sich, wenn ältere Kinder adoptiert werden. In diesen Fällen kennen Kinder ihre leiblichen Eltern ja schon und haben schon eine mehr oder weniger enge Beziehung zu diesen. Ein paar Details sein hierzu erwähnt:
    Hinweis:
    Grundsätzlich beziehen sich die nachstehenden Punkte auf Adoptionen älterer Kinder generell. Wer ein älteres Kind zur Adoption freigeben möchte, muss mit besonders viel Feingefühl vorgehen.
  • Intensive Vorbereitung: 
    ‌Ältere Kinder müssen gut auf die offene Adoption vorbereitet werden. Die leiblichen Eltern sollten dem Kind mit Geduld erklären, dass sie es in eine andere Familie geben wollen. Hierbei ist mit heftigem Widerstand zu rechnen. Dem Kind muss mit Verständnis begegnet werden. Gegebenenfalls sollte diese schwierige Situation von einem Familienmediator begleitet werden. 
  • Langsame Eingewöhnung: 
    ‌Positiv wäre, wenn sich die Beteiligten schrittweise kennenlernen und regelmäßig miteinander Kontakt haben. Das Kind soll sich langsam an die neue Familie gewöhnen dürfen. Ein stufenweiser Kontaktanstieg ist sinnvoll; anfangs nur Besuche (auch unter Beisein der leiblichen Eltern), dann regelmäßige Treffen (z.B. Wochenenden), bis das Kind schließlich vollkommen in der neuen Familie lebt und hoffentlich auflebt.
  • Offene Adoption – Recht einfach erklärt

    Was bedeutet offene Adoption?

    Bei einer offenen Adoption kennen sich die adoptierenden und die leiblichen Eltern des Adoptivkindes. Sie wissen jedenfalls ihre Namen und ggf. auch andere persönliche Daten, z.B. die Wohnadressen (Aufhebung des Adoptionsgeheimnisses). In vielen Fällen lernen sich die Eltern persönlich bei einem Treffen kennen. Sie vereinbaren dabei, wie viel Kontakt und welche Art von Kontakt sie zueinander haben wollen. 

    ‌Weiterlesen: Was ist eine offene Adoption?

    Was bedeutet halboffene Adoption?

    Bei der halboffenen Adoption wird das Adoptionsgeheimnis gewahrt (Inkognito). Aber: Es herrscht trotzdem Kontakt. Art und Häufigkeit des Kontakts kann ganz unterschiedlich sein. Zum Beispiel können die Eltern sich gegenseitig Nachrichten, Fotos, Videos etc. über die Vermittlungsstelle zukommen lassen. Eine halboffene Adoption kann sich auch in eine offene Adoption entwickeln, sofern die Adoptiveltern einverstanden sind. Eine halboffene Adoption ist also eine Mischung aus offener und inkognito Adoption. 

    ‌Weiterlesen: Was ist eine halboffene Adoption?

    Wie läuft eine offene Adoption ab?

    Der Ablauf und die Voraussetzungen sind grundsätzlich dieselben wie bei einer typischen (Inlands)adoption. Zuerst treffen sich die beteiligten Eltern. Das Treffen findet meist bei der Vermittlungsstelle statt. Dabei vereinbaren sie, welchen Kontakt sie miteinander haben wollen. Dann wird das Kind entweder direkt in die Adoptivfamilie gegeben, oder, wenn es älter ist, langsam eingewöhnt. 

    ‌Weiterlesen: Wie ist der Ablauf einer offenen Adoption?

    Welche Vorteile hat eine offene Adoption?

    Vorteilhaft ist bei offenen Adoptionen, dass die Beteiligten wissen, mit wem sie es zu tun haben. Besonders für das Kind ist es wichtig, über die eigene Herkunft Bescheid zu wissen. Der Kontakt zu den leiblichen Eltern kann förderlich für die Identitätsbildung sein. Die leiblichen Eltern können bei der offenen Adoption die Trennung häufig leichter verdauen. 

    ‌Weiterlesen: Vorteile

    Welche Nachteile kann eine offene Adoption haben?

    Einer der größten Nachteile ist, dass die Adoptivfamilie von der Herkunftsfamilie gestört werden kann. Können die Adoptiveltern die Trennung schwer verarbeiten, besteht die Gefahr für die Adoptivfamilie, dass sie ihr leibliches Kind beeinflussen wollen, dass sie sich zu viel in die Angelegenheiten der Aufnahmefamilie einmischen möchten. Das kann beim Kind starke Identitäts- und Loyalitätsprobleme auslösen. 

    ‌Weiterlesen: Nachteile

    Wenn die Adoptiveltern bei offener Adoption den Kontakt verweigern?

    Es passiert mitunter, dass die Adoptiveltern den Kontakt mit den leiblichen Eltern des Kindes beenden. Das ist ihr gutes Recht. Denn es kommt vor, dass die leiblichen Eltern sich zu viel in die Angelegenheiten der Adoptivfamilie einmischen. Einen rechtlichen Anspruch auf Kontakt haben die leiblichen Eltern nicht. Sie haben weder Sorge- noch Umgangsrecht. 

    ‌Weiterlesen: Hinweisbox

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