Eizellen einfrieren: Reproduktionsmedizinerin kryokonserviert Eizellen bei minus 196 Grad Celsius für die Kryobank © Adobe Stock | Microgen

Eizellen einfrieren (Social Freezing): Die wichtigsten Fragen beantwortet

Frauen in Deutschland werden immer später Mütter. Beruf, Selbstverwirklichung, nicht den „passenden“ Partner zu haben und andere Umstände veranlassen immer mehr Frauen dazu, ihre Eizellen einfrieren zu lassen. Durch das „Social Freezing“ stoppen sie ihre biologische Uhr erst einmal.

Was bedeutet „Eizellen einfrieren“?


‌Frauen können ihre unbefruchteten oder befruchteten Eizellen einfrieren lassen und legen ihren Kinderwunsch somit sprichwörtlich „auf Eis“. Später, wenn sie sich fürs Kinderkriegen bereit fühlen, können sie ihre Eizellen auftauen und mit Samenzellen ihres Partners befruchten lassen

‌Dieses Verfahren nennt sich im technischen Jargon auch Kryokonsvierung oder Vitrifikation von Eizellen. Bei minus 196 Grad lagern die Eizellen dann in flüssigem Stickstoff. Gesellschaftlich hat sich dafür der Begriff des „Social Freezing“ etabliert.

Warum lassen Frauen Eizellen einfrieren?


‌Die Gründe, warum Frauen Social Freezing wählen, sind unterschiedlich. Für die einen steht die Karriereplanung im Vordergrund, für andere wiederum die Meinung, aktuell nicht den richtigen Partner für eine Familiengründung an der Seite zu haben. In erster Linie wollen Sie jedoch ihre biologische Uhr erst einmal „anhalten“.
  • Fruchtbarkeit: 
    ‌Frauen in Deutschland bekommen immer später Kinder. 2020 lag das Durchschnittsalter der Mütter bei der ersten Geburt bei 30,2 Jahren. Dieser Trend zeigt sich seit 10 Jahren und wird sich voraussichtlich so fortsetzen. Besonders ab 35 sinkt die Chance auf eine Schwangerschaft immer stärker. Diese biologischen Gegebenheiten sind der Hauptgrund für Social Freezing. 
  • Karriere: 
    ‌Ein häufiger Grund, dass Frauen ihre Eizellen einfrieren lassen, ist der Vorrang ihrer Karriereziele über dem Kinderwunsch. In Deutschland lässt sich Beruf und Familie (z.B. im Vergleich zu Skandinavien) für viele schwer vereinbaren.   
  • Partner: 
    ‌Ein anderes Motiv für Social Freezing ist oft, dass Frauen zum betreffenden Zeitpunkt keinen oder nicht den „passenden“ Partner haben. Sie frieren die Eizellen für später ein, um noch weitere Zeit zu gewinnen.   
  • Krebs: 
    ‌Manche Krebspatientinnen lassen z.B. vor einer Chemotherapie ihre Eizellen einfrieren. Wenn die Möglichkeit besteht, nach der Chemotherapie unfruchtbar zu sein. 

  • Was ist aus medizinischer Sicht zu beachten?


    ‌Die Risiken für die Frauen lassen sich besser abschätzen, als die Risiken für das nach Social Freezing gezeugte Kind. Nachstehend einige Erläuterungen zu den medizinischen Risiken der Kryokonservierung von Eizellen.
    Hinweis:
    Wer über Social Freezing nachdenkt, sollte sich umfassend medizinisch und unabhängig beraten lassen. Viele Kinderwunschkliniken werben auf ihren Websites sehr aggressiv für Social Freezing und erwähnen mögliche Risiken nicht ausreichend. Spätestens bei der persönlichen Beratung müssen die Ärzte über alle etwaigen Gefahren aufklären.

    1) Mögliche gesundheitliche Schäden für das Kind


    ‌Bisher wurden erst wenige Kinder auf diesem Weg gezeugt. Daher gibt es kaum Langzeitstudien, die untersucht haben, welche Auswirkungen die Kryokonservierung auf die Eizellen und in weiterer Folge die Kinder hat. 

    ‌Es kann daher noch nicht sicher gesagt werden, ob nach Social Freezing gezeugte Kinder ein höheres Risiko auf Fehlbildungen haben.

    2) Wahrscheinlichkeit von Merhlingsschwangerschaften


    ‌Durch das Social Freezing an sich gibt es keine höhere Wahrscheinlichkeit, Zwillinge, Drillinge oder andere Mehrlinge zu bekommen. Diese Wahrscheinlichkeit hat in erster Linie mit dem höheren Alter von Frauen zu tun, die sich einer Kinderwunschbehandlung unterziehen. Die Chance auf Mehrlingsschwangerschaften steigt mit zunehmendem Alter der Frau rasant an. 

    ‌Solche Schwangerschaften sind mit großen Risiken für Frau und Kinder verbunden. Das Risiko auf verschiedene Komplikationen sowie Fehl- und Frühgeburten ist stark erhöht. 

    ‌Die Fehlgeburtsrate bei Schwangerschaften, die durch künstliche Befruchtungen per IVF (In-Vitro-Fertilisation) hervorgerufen werden, ist im Vergleich zu natürlichen Schwangerschaften erhöht. Sie liegt bei 15 %. Bei natürlichen Schwangerschaften liegt die Fehlgeburtsrate bei 8-10 %.

    3) Gefahr einer hormonellen Überstimulation


    ‌Bei bzw. vor der Eizell-Entnahme wird die Frau medikamentös mit Hormonen stimuliert. Die Symptome können Schwindelgefühle, Hitzewallungen oder auch Sehstörungen sein. 

    ‌Kommt es zu einer Überstimulation, vergrößern sich die Eierstöcke, was Unterleibsschmerzen und Wasseransammlungen im Bauchbereich hervorrufen kann. Das ovarielle Hyperstimulationssyndrom (OHSS) kann in äußersten Fällen lebensbedrohlich sein.

    4) Risiken beim operativen Eingriff


    ‌Der invasive Eingriff für die Eizellenentnahme kann Blutgefäße, Bauchorgane und anderes Gewebe beschädigen. Diese Probleme müssen dann durch eine erneute Operation behoben werden.
    Hinweis:
    Grundsätzlich sind die Risiken beim Social Freezing für Frau und Kind die gleichen wie nach einer IVF- bzw. ICSI-Behandlung. Mit dem Unterschied, dass noch wenig Langzeitdaten über den Einfluss auf das Kind vorliegen. Hier lesen Sie alle weiteren Risiken von künstlicher Befruchtung.

    Was sagt das Gesetz zu Social Freezing?


    ‌Eizellen einfrieren zu lassen, ist in Deutschland rechtlich erlaubt. Es gibt dafür keine gesetzliche Reglementierung. Es gibt auch keine rechtlichen Bestimmungen zur Frage, bis zu welchem Höchstalter sich eine Frau nach Kryokonservierung befruchten lassen darf. Verboten ist hingegen die Eizellspende. Die Embryonenspende ist eine rechtliche Grauzone.

    Welche ethischen Fragen wirft Social Freezing auf?

    Vereinbarkeit von Familie und Beruf


    ‌Manche Kritiker argumentieren, die Problematik der Vereinbarkeit von Familie und Beruf würde durch Social Freezing nicht aufgehoben, sondern nur auf den Gesundheitsbereich verlagert. 

    Facebook und Apple kamen 2014 in die Schlagzeilen, als sie bekanntgaben, ihren Mitarbeiterinnen Social Freezing zu bezahlen. Damit soll den Frauen der Zeitdruck genommen werden, und sie sich besser auf die Karriere konzentrieren können. Die Reaktionen auf dieses Angebot aus dem Silicon-Valley fielen in Deutschland gemischt aus. 

    ‌Befürworter betonten, das sei eine gute Option für Frauen, sich stärker auf ihr Berufsleben zu konzentrieren. Kritiker meinten, das suggeriere den Frauen, das Kinderkriegen könne einfach und problemlos auf „irgendwann“ verschoben werden und die Unternehmen würden sich zu viel einmischen.

    Keine Altersgrenze für Embryonentransfer


    ‌Es gibt keine gesetzliche Altersgrenze, ab der einer Frau keine befruchteten Eizellen mehr eingesetzt werden dürfen. Frauen unter 50 wird in der Regel davon abgeraten. Doch letztlich kann die Frau selbst entscheiden, ob sie sich auch noch nach der Menopause einer Kinderwunschbehandlung unterzieht.

    Gleichberechtigung


    ‌Frauen und Männer sind hinsichtlich ihrer Fortpflanzungsorgane sehr unterschiedlich. Männer haben keinen biologischen Druck, sich fortzupflanzen. Sie produzieren Spermien bis zu ihrem Tod. 

    ‌Frauen hingegen haben ab 40 nur noch 1/3 ihrer Eizellen, mit denen sie schwanger werden können. Daher wird Social Freezing als ein Schritt in Richtung mehr Gleichberechtigung der Geschlechter gesehen.

    Unabhängigkeit


    ‌Die Möglichkeit, Eizellen einzufrieren, bringt Frauen mehr Freiheit und Unabhängigkeit. Andererseits ist dies auch mit dem Risiko verbunden, in späteren Jahren mehr gesundheitliches Risiko für sich selbst und das Kind in Kauf zu nehmen.

    Verwendung überzähliger Eizellen bzw. Embryonen


    ‌Eine weitere Frage stellt sich: Was geschieht mit den Eizellen oder befruchteten Eizellen (Embryonen), wenn sie nicht gebraucht werden. 

    ‌Überzählige Eizellen und befruchtete Eizellen bzw. Embryonen werden entweder tiefgefroren und später für eine künstliche Befruchtung verwendet. Oder sie werden vernichtet bzw. „entsorgt“. Besonders bei übrigen Embryonen ist diese ethische Frage heikel, da hier die Zellkerne bereits verschmolzen sind. 

    ‌Das Netzwerk Embryonenspende hat sich dieser Frage angenommen und tritt für die Möglichkeit einer Embryonenspende ein. So muss menschliches Leben nicht vernichtet werden, sondern kann an andere Wunscheltern-Paare, bei denen alle Kinderwunschbehandlungen bisher gescheitert sind, spenden.

    Wie läuft Social Freezing ab?


    1‌) Behandlung mit Hormonen: 
    ‌Zuerst wird die Frau mit Hormonen behandelt. Diese spritzen sie sich in der Regel selbst. Die Medikamente regen das Eizellwachstum an. Die medikamentöse Behandlung dauert etwa 10 Tage

    ‌2) Eizellentnahme unter Narkose: 
    ‌Nach der Hormonbehandlung entnehmen Reproduktionsmediziner um die 20 reife Eizellen per vaginaler Punktion. Die Entnahme erfolgt unter Kurz- oder Vollnarkose. 

    ‌3) Kryokonservierung: 
    ‌Die entnommenen Eizellen kommen anschließend bei -196 Grad Celsius in einen Tiefkühltruhe, auch Kryobank genannt. Das nennt sich auch Vitrifikation. Dort lagern die Eizellen in flüssigem Stickstoff, bis sie entweder für eine künstliche Befruchtung verwendet oder vernichtet werden. Es gibt keine Aufbewahrungsfrist. 

    ‌4) Auftauen für künstliche Befruchtung: 
    ‌Wenn die Frau und ihr Partner sich den Kinderwunsch erfüllen wollen, werden die Eizellen aufgetaut. Dann erfolgt eine künstliche Befruchtung per ICSI. Die befruchtete(n) Eizelle(n) werden dann der Frau in die Gebärmutter eingesetzt. Die restlichen Eizellen lagern weiter oder werden vernichtet. Das ist die Entscheidung des Kinderwunschpaares.
  • Mehr zum unerfüllten Kinderwunsch lesen 
  • Bis zu welchem Alter können sich Frauen Eizellen entnehmen lassen?


    ‌Die fruchtbarsten Jahre haben Frauen zwischen 20 und 30. In diesem Zeitraum ist Social Freezing also am effektivsten. Viele Frauen sind aber deutlich älter bei der Entnahme. Es gibt aber an sich kein Höchstalter für die Entnahme.

    Wie lange dauert das Auftauen von Eizellen?


    ‌Die sogenannte Defitrivizierung dauert ca. 15 Minuten.

    Für wie lange können eingefrorene Eizellen lagern?


    ‌Grundsätzlich gibt es keine zeitliche Beschränkung für die Lagerung.

    Welche Erfolgsrate hat Social Freezing?

  • Überlebensrate der Eizellen nach dem Auftauen: ca. 95 % 
  • Befruchtungsrate: ca. 60-70 % 
  • Schwangerschaftsrate: ca. 10 %  
  • Geburtenrate: ca. 10 % (bei Frauen unter 35 Jahren = bis zu 29 %
  • Hinweis:
    Der Erfolg einer künstlichen Befruchtung ist immer abhängig vom Alter der Frau bei der Eizellentnahme und bei der Schwangerschaft.

    Dürfen eingefrorene Eizellen in Deutschland gespendet werden?


    ‌Unbefruchtete Eizellen können nicht an Dritte weitergegeben werden. Auch nicht imprägnierte Eizellen (also solche im Vorkernstadium). Das würde noch zur Eizellspende zählen, und diese ist in Deutschland verboten. Erlaubt ist nur das „Spenden“ von befruchteten Eizellen (Embryonen). 

    ‌Das nennt sich Embryonenspende. Aber auch das ist eine rechtliche Grauzone.

    Wie viel kostet es, Eizellen einfrieren zu lassen?


    ‌Social Freezing kostet ca. 4.000 bis 9.000 Euro (Untersuchungen + Hormonstimulation + Eizellentnahme + Einfrieren). Dazu kommen Lagerungskosten von ca. 200 bis 500 Euro im Jahr. Für die künstliche Befruchtung per ICSI fallen dann pro Versuch ca. 2.000 Euro an.
    Hinweis:
    Es sind meist mehrere Entnahme-Verfahren sowie ICSI-Versuche notwendig, was die Kosten weiter erhöht.
    Die gesetzliche Krankenkasse übernimmt die Kosten nicht, außer bei Krebspatientinnen – unter bestimmten Voraussetzungen.
  • Mehr darüber, was Social Freezing kosten kann, lesen Sie im Beitrag Eizellen einfrieren – Kosten 
  • Weiterführende Beiträge

  • Eizellen einfrieren (Social Freezing) – Recht einfach erklärt

    Was heißt Social Freezing?

    Dabei werden einer Frau unbefruchtete Eizellen entnommen und tiefgefrieren. Die Eizellen kann sie zu einem späteren Zeitpunkt auftauen und künstlich befruchten lassen. Damit hält sie ihre biologische Uhr an und kann sich erst später für ein Kind entscheiden, wenn es auf natürlichem Wege nur schwieriger oder nicht mehr möglich wäre. 

    ‌Weiterlesen: Was bedeutet „Eizellen einfrieren“?

    Wie können Frauen Eizellen einfrieren lassen?

    Fertilitätszentren bieten die Entnahme und das Einfrieren von Eizellen an. Dabei spritzt sich die Frau ca. 10 Tage vor der Entnahme Hormonmedikamente, um mehr Eizellen zu produzieren. Unter Narkose werden dann per vaginale Punktion mehrere Eizellen entnommen. Diese werden bei minus 196 grad eingefroren und gelagert. 

    ‌Weiterlesen: Wie läuft Social Freezing ab?

    Wie viele Eizellen einfrieren?

    Reproduktionsmediziner versuchen etwa 20 Eizellen zu entnehmen und einzufrieren. Jede Frau produziert aber unterschiedlich viele Eizellen. 

    ‌Weiterlesen: Wie läuft Social Freezing ab?

    Bis zu welchem Alter kann eine Frau Eizellen einfrieren?

    Es gibt kein Höchstalter für das Einfrieren von Eizellen. Zwischen 20 und 30 sind die fruchtbarsten Jahre einer Frau. Der Großteil der Frauen ist beim Social Freezing aber deutlich älter. 

    ‌Weiterlesen: Bis zu welchem Alter können sich Frauen Eizellen entnehmen lassen?

    Welche Nachteile hat es Eizellen einfrieren zu lassen?

    Aktuell gibt es noch nicht genügen Langzeitdaten. Es lässt sich noch nicht genau sagen, ob es bei dadurch produzierten Kindern zu einem erhöhten Fehlbildungsrisiko kommt. Mit dem hohen Durchschnittsalter der Frauen nach Social Freezing und durch die künstliche Befruchtung gehen eigene Risiken einher. 

    ‌Weiterlesen: Was ist aus medizinischer Sicht zu beachten?

    Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit nach Social Freezing ein Kind zu bekommen?

    Die Chance, nach Social Freezing ein Kind zu gebären, liegt zwischen 10 und 29 %. Die Geburtenrate ist in erster Linie abhängig vom Alter der Frau bei Eizellentnahme und während der Schwangerschaft. Die Komplikationen steigen mit zunehmendem Alter. 

    ‌Weiterlesen: Welche Erfolgsrate hat Social Freezing?

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