Überforderte Mutter mit Kind: Manche wollen ihr Kind abgeben wegen Überforderung © Adobe Stock | kieferpix

Kind abgeben wegen Überforderung? Wenn die Familie zur Belastung wird

Eltern können durch Überforderung schnell an eine Belastungsgrenze kommen. Manche denken daher darüber nach, das Kind abzugeben. Vorliegender Beitrag gibt einen wichtigen Überblick über alle Möglichkeiten, wenn es zu Hause mit dem Kind einfach nicht mehr geht.

Überfordert mit Kind: Wohin, wenn es zu Hause nicht mehr geht?


‌Eine Überforderung mit der Situation zu Hause kann viele Ursachen haben: Die Unvereinbarkeit von Arbeits- und Kinderbetreuungszeit, durch Krankheit angestrengte Kinder, Quarantäne mit den Kindern während der Corona-Krise, Schlafmangel, finanzielle Probleme, Erziehungsschwierigkeiten, die Überforderung nach der Geburt und andere Faktoren können das Stresslevel sehr stark ansteigen lassen. 

‌Kommen mehrere Problemlagen zusammen, kann die Situation leicht kippen. Doch die Umstände müssen nicht immer besonders sein. Oft ist es der ganz normale Alltagsdruck, der langsam aber stetig die Eltern zur Überlastung führt. 

‌Die Folgen sind dann Gereiztheit der Familienmitglieder, Eltern, die ihre Kinder anschreien und von einem Gefühl der Niedergeschlagenheit überwältigt werden bis hin zu häuslicher Gewalt, Vernachlässigung und anderen Formen von Kindeswohlgefährdung

‌Im folgenden Beitrag werden Wege aufgezeigt, wie Eltern aus der Sackgasse Überforderung herausfinden können.
Hinweis:
Besonders auch alleinerziehende Mütter und Väter sind großem Stress ausgesetzt. Für sie gibt es spezielle Unterstützungsleistungen. Mehr dazu im Beitrag Geld für Alleinerziehende lesen.

Kind wegen Überforderung beim Jugendamt abgeben


‌Wird das Kindeswohl durch die Überforderung der Sorgeberechtigten dringlich gefährdet, kann das Jugendamt das Kind aus dessen Familie nehmen. Diese sogenannte Inobhutnahme dauert gewöhnlich so lange, bis sich die Situation zu Hause wieder stabilisiert hat. Das Jugendamt muss das Familiengericht unverzüglich über diesen Schritt in Kenntnis setzen. 

‌Ein in Obhut genommenes Kind wird vorübergehend oder längerfristig in einer Pflegefamilie, einem Heim oder in einer anderen Wohnform untergebracht. Damit ein Kind aber überhaupt aus einer Familie geholt wird, müssen schwerwiegende Umstände vorliegen. 

‌Dazu gehören zum Beispiel:
  • Alkohol- und Drogenmissbrauch  
  • Vernachlässigung 
  • häusliche Gewalt 
  • Hinweis:
    Oberste Priorität der Jugendämter ist es nämlich, die Ursachen einer Kindeswohlgefährdung zu beseitigen.

    „Ich will mein Kind ans Jugendamt abgeben“


    ‌Denkbar ist auch, dass Eltern aufgrund von Überforderung das Kind freiwillig ans Jugendamt abgeben wollen. Wissen Eltern nicht mehr weiter, ist das Jugendamt immer ein erster und sehr wichtiger Ansprechpartner. Gemeinsam mit dem Jugendamt wird dann versucht, die beste Lösung für das Kind zu finden. 

    ‌Wichtig zu wissen ist zudem, dass eine Inobhutnahme bzw. eine gänzliche oder teilweise Übertragung des Sorgerechts an das Jugendamt bzw. an eine Pflegefamilie nicht bedeutet, dass man das Kind nicht mehr sehen kann. Im Gegenteil: Das Umgangsrecht der Eltern und des Kindes bleibt immer aufrecht, daran wird nicht gerüttelt.
    Hinweis:
    Das Umgangsrecht wäre nicht wahrnehmbar bzw. nur unter Aufsicht, wenn das Kind direkt durch die Eltern bedroht wäre, z.B. von sexueller Gewalt. Ein Kind hätte etwa auch mit einem Elternteil bzw. mit den Eltern ein Recht auf Umgang, wenn diese in einer Haftanstalt untergebracht wären.

    Wie können Frühe Hilfen bei Überforderung unterstützen?


    ‌Frühe Hilfen ist ein nützliches Angebot für Schwangere, Eltern und generell Familien mit Kindern bis zu 3 Jahren. Darunter ist ein Netzwerk aus verschiedenen Leistungen gemeint, die insbesondere Eltern unterstützen sollen, wenn sie mit ihrem Kind überfordert sind bzw. um einer Überforderung vorzubeugen. 

    ‌Der Umfang dieser Hilfen umfasst zum Beispiel:
  • Familienhebamme 
  • Elternzusammenkünfte (Elterntreffs) 
  • Erziehungsberatung 
  • Sprechstunden 
  • Familien-, Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerin 
  • Alles über Frühe Hilfen lesen. 
  • Hinweis:
    Frühe Hilfen sind kostenlos und sehr unkompliziert zu bekommen. Schwangere Mütter werden z.B. von Hebammen oder vom Krankenhaus-Personal auf diese Möglichkeit hin angesprochen.

    Wie hilft die Frühförderung bei Überforderung?


    ‌Kinder mit körperlichen, psychischen und seelischen Beeinträchtigungen können eine besondere Herausforderung für die Eltern sein. Um den Eltern dabei unter die Arme zu greifen, gibt es spezielle Frühförderangebote. Die Leistungen sollen der gesamten Familie helfen, bestmöglich mit der Behinderung des Kindes umzugehen

    ‌Wer Auffälligkeiten bei seinem Kind feststellt, sollte nicht zögern, sich bei einer Beratungsstelle für Frühförderung zu melden oder einen Kinderarzt zu kontaktieren. Durch eine frühe Erkennung von Beeinträchtigungen und eine frühe Förderung der betroffenen Kinder wird versucht, die sich anbahnende Behinderungen aufzuhalten bzw. die Folgen davon abzuschwächen. 

    ‌Frühförderung ist stets kostenlos und wird Familien unabhängig von ihrer finanziellen Situation geboten. In Anspruch können die Leistungen von Kindern zwischen 0 und 6 Jahren genommen werden, wenn sie durch die Beeinträchtigung wesentlich an der Teilhabe am Gesellschaftsleben gehindert sind bzw. zukünftig wären. 

    ‌Mögliche Formen von Frühförderung:
  • Beratungsgespräche 
  • Tipps und konkrete Hilfe für die Alltagsgestaltung 
  • Unterstützung, wie die Familie mit der Behinderung am besten umgehen kann 
  • Krankengymnastik 
  • Logopädie 
  • Ergotherapie 
  • Mehr dazu im Beitrag Frühförderung erfahren. 
  • Hinweis:
    Frühförderung umfasst etwa medizinische, psychologische, pädagogische und soziale Maßnahmen, wobei die familiäre Umgebung stets in die Maßnahmen mit eingebunden wird.

    Auszeit nehmen durch Mutter-Kind-Kur


    ‌Eine Überlastung kann auch durch eine sogenannte „Eltern-Kind-Kur“, auch „Mutter-Kind-Kur“ oder kurz „MuKiKu“ vermieden bzw. abgemildert werden. Dieses Angebot soll die Mehrfachbelastung von Müttern, Vätern und Kindern zumindest etwas abschwächen. 

    ‌Es ist damit eine Maßnahme zur Vorbeugung und Rehabilitierung (Reha). Die Mutter-Kind-Kur wird von der Krankenkasse gezahlt und kann alle vier Jahre in Anspruch genommen werden. Sie dauert in der Regel drei Wochen. Programmpunkte sind u.a. Bewegung und Sport, Behandlungen, Entspannungsmaßnahmen, Beratungsgespräche zu verschiedenen Themen wie z.B. Ernährung etc. Die Kinder werden während der Kur in altersgerechten Gruppen betreut, sodass sich die Eltern gleichzeitig behandeln lassen können. Sofern notwendig, können auch die Kinder spezifisch behandelt werden. Dies ist im Vorfeld mit dem Kinderarzt abzusprechen.
    Hinweis:
    Häufig können auch andere Familienmitglieder (anderer Elternteil und Geschwister) auf die Kur mitkommen.

    Kind zur Adoption freigeben und vertrauliche Geburt


    ‌Eine Möglichkeit, wenn es zu Hause gar nicht mehr geht, ist es auch, das Kind zur Adoption freizugeben. Ein solcher Schritt muss aber stets gut überlegt sein. Daher gibt es eigene Einrichtungen, die sich darum kümmern, dass eine Adoption mit rechten Dingen abläuft: die sogenannten Adoptionsvermittlungsstellen

    ‌Wer schwanger ist, das Kind zur Welt bringen möchte, aber schon von Anfang an weiß, in der aktuellen Lebenssituation mit einem Kind total überfordert zu sein, kann das Kind vertraulich zur Welt bringen. Das nennt man „vertrauliche Geburt“. Die Geburt erfolgt also anonym, das Kind wird einige Wochen nach der Geburt in eine Pflege- und danach in eine Adoptivfamilie gegeben. 

    ‌Ein Adoptivkind darf ab dem 16. Geburtstag erfahren, wer seine leiblichen Eltern sind. Dasselbe gilt auch für Kinder, die vertraulich geboren wurden.
  • Mehr Details im Beitrag Kind zur Adoption freigeben und vertrauliche Geburt lesen. 
  • Hinweis:
    Traditionell verankert in Deutschland ist die Inkognito Adoption, es gibt aber auch andere Formen, wie etwa die offene Adoption etc.

    Die Babyklappe: Die Notlösung bei Überforderung


    ‌Wer sein Kind heimlich geboren hat, in einer sehr schweren Krise steckt und sich mit dem Neugeborenen nicht mehr zu helfen weiß, kann im äußersten Notfall auch auf eine Babyklappe zurückgreifen. 

    ‌Babyklappen sind umstritten, aber in jedem Bundesland in Deutschland anzufinden. Die Idee hinter einer Babyklappe: Kinder vor Misshandlung und Tötung zu schützen. Babyklappen sind meist sichtgeschützt an Krankenhäusern angebracht, damit man nicht beobachtet werden kann, wenn man das Kind in die Klappe legt. 

    ‌Die Klappen sind auf Körpertemperatur vorgeheizt. Sobald die Vorrichtung verschließt, geht ein Alarm auf der Station los. Daraufhin holt das Krankenhauspersonal das Baby aus der Klappe und versorgt es medizinisch. Meldet sich die Mutter nicht innerhalb einer bestimmten Zeit, wird das Kind zur Adoption freigegeben.
    Hinweis:
    In jedem deutschen Bundesland gibt es mindestens eine Babyklappe. An sich sind Babyklappen illegal, doch sie werden geduldet. Man wird also nicht strafrechtlich verfolgt, wenn man ein Kind dort abgibt.
  • Mehr über die Babyklappe erfahren 
  • Hilfe für überforderte Eltern: An wen wenden?


    ‌Mütter und Väter, die mit ihrer Situation zuhause überfordert sind, können sich etwa an folgende Stellen wenden: 

    ‌Allgemein:
  • Lehrerinnen und Lehrer 
  • Erzieherinnen und Erzieher in der Kindertagesstätte 
  • Tagesmutter bzw. -vater 
  • Babysitter 
  • Großeltern 
  • andere enge Verwandte 
  • Eltern-Kind-Gruppen 
  • Vertrauenspersonen im Bekannten- und Freundeskreis 
  • Selbsthilfegruppen 
  • Nachbarschaftsvereine 
  • Konkrete Anlaufstellen bei Überforderung:
  • Telefonseelsorge Tel.: 0800 1110111 oder 0800 1110222 
  • Nummer gegen Kummer für Erwachsene Tel.: 0800 111 0 550 ‌ 
  • Hinweis:
    Die Einrichtungen informieren anonym und kostenlos.

    Kind abgeben wegen Überforderung – Recht einfach erklärt

    Was tun, wenn man mit seinem Kind überfordert ist?

    In Deutschland gibt es viele Angebote, die stark überforderte Eltern unterstützen: die Frühen Hilfen, Pflegefamilien, Frühförderung, Eltern-Kind-Kuren, Adoption, vertrauliche Geburt oder auch die Babyklappe. Hauptansprechpartner ist stets das Jugendamt. 

    ‌Weiterlesen: Überfordert mit Kind: Wohin, wenn es zu Hause nicht mehr geht?

    Wo kann ich mein Kind abgeben bei Überforderung?

    Wenn die Familie zur Belastung wird und die Eltern sich nicht mehr zu helfen wissen, können sie sich professionelle Hilfe holen. Ist das Kindeswohl gefährdet, kann das Jugendamt das Kind vorübergehend oder langfristig aufnehmen. Dabei kommt es meist in eine Pflegefamilie, bis sich die Situation wieder beruhigt hat. 

    ‌Weiterlesen: Überfordert mit Kind: Wohin, wenn es zu Hause nicht mehr geht?

    Wie kann ich mein Kind bei einer Pflegefamilie abgeben?

    Eine mögliche Notlösung für überforderte Mütter und Väter ist es, das gefährdete Kind in eine Pflegefamilie zu geben. Auch dieser Schritt wird stets über das örtliche Jugendamt abgewickelt. Pflegeeltern haben einige Voraussetzungen zu erfüllen, damit sie diese verantwortungsvolle Tätigkeit ausführen dürfen. 

    ‌Weiterlesen: Kind wegen Überforderung beim Jugendamt abgeben

    Wie leistet das Jugendamt Hilfe bei Überforderung mit Kindern?

    Überlastete Mütter und Väter können sich beim Jugendamt oder einer Familienberatungsstelle melden, um ihre Situation zu besprechen. Gemeinsam mit Fachkräften können sie dann eine gemeinsame Lösung finden. Die Kinder- und Jugendhilfe hat viele kostenlose Angebote im Programm. 

    ‌Weiterlesen: Kind wegen Überforderung beim Jugendamt abgeben

    Wie unterstützen Frühe Hilfen überforderte Eltern?

    Frühe Hilfen haben das Ziel, eine Überforderung der Eltern frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dazu gehören z.B. die Hilfe in der Familie durch eine Hebamme, Eltern-Treffs, Familienberatung, Erziehungsberatung etc. 

    ‌Weiterlesen: Wie können Frühe Hilfen unterstützen?

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